Die Clinical Document
Architecture (CDA) gilt als erster national verabschiedeter und
anerkannter Standard für Gesundheitsinformationen auf der Basis von
XML. Im Vordergrund steht hier das Dokumentenparadigma. Klinische
Dokumente persistieren (im Gegensatz zu Nachrichten, die zum
temporären Austausch von Informationen genutzt werden). Sie
bewahren konzeptionell den Kontext der Gesundheitsinformationen und
stellen eine optimale Grundlage für Anwendungen dar, die sich
zwischen der klassischen hochstrukturierten Datenerfassung
(Datenbankfelder) und den üblicherweise narrativen Aufzeichnungen
der heutigen Gesundheitsdokumentation befinden.
Die technischen Voraussetzungen zum
Einsatz von CDA sind vergleichsweise gering und passen sich an die Möglichkeiten
der Anwendungen an. Durch die Nähe zur gewohnten Art und Weise der
Dokumentation ist die Compliance der Nutzer (z.B. Ärzte) hoch. Dies
sind, neben noch einigen weiteren Beweggründen, auch die Ursachen für
die vielen internationalen Projekte auf der Basis der CDA.
Das Release 1 von CDA ist ANSI
Standard seit Ende 2000 und beruht auf der damaligen Version des
Referenz Informations Modells (kurz RIM) in der Version 0.98. CDA
wurde seither von einer großen Zahl von Ländern in Projekten und
zur definitiven IT-Versorgung eingesetzt. Im Rahmen des PICNIC
Projekts spielt CDA eine wichtige Rolle, die
Knochenmarks-Transplantations-Dokumentation in Israel ist ein
weiteres Projekt. Finnland hat CDA als nationale Strategie für die
Unterstützung der Gesundheitsprozesse gewählt.
Das Release 2 der CDA basiert auf dem
RIM in der Version 2.0 und befindet sich noch in der
Abstimmungsphase. Mit einer Verabschiedung als ANSI Standard ist in
2004 zu rechnen. Die beiden Releases sind aufwärtskompatibel,
Release 2 nutzt vollständig das HL7 Developement Framework.
Eine nationale Adaption des globalen
Standards der Clinical Document Architecture stellt seit Anfang 2000
das deutsche SCIPHOX Projekt dar, das auf dem CDA Release 1 beruht.
Dieses als zunächst in loser Zusammenarbeit
- der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV),
- des Zentralinstituts für die
Kassenärztliche Versorgung (ZI),
- der HL7-Benutzergruppe Deutschland
- Anbietern von Praxis- und
Krankenhausinformationssystemen
- sowie den Universitäten Gießen
und Köln
ins Leben gerufene Projekt widmete
sich in der Phase I des Projekts einerseits der Einweisung/Überweisung
vom Niedergelassenen an die entsprechende Krankenhausabteilung/den
Facharzt und andererseits dem "Entlassbrief " mit
Diagnosen, Therapien, Informationen zur Weiterbehandlung und
Medikation nach Beendigung der Fachbehandlung. Im Rahmen dieser
Arbeiten wurden die genauen Verwendungen der Informationen im so
genannten Header, wo unter anderem der Patient und die in die
Dokumentation involvierten Personen zu finden sind, auf nationale
Verhältnisse adaptiert. Da die klinische Dokumentation im Release 1
überwiegend narrativ strukturiert ist, gibt hier SCIPHOX vor, wie
zum Beispiel ein Kurzentlassbrief als CDA-Dokument erstellt werden
soll. Darüber hinaus werden proprietäre Informationen (z. B.
Versicherungsinformationen) oder solche, die vom Granularitätsgrad
des Release 1 noch nicht abgedeckt sind, in so genannten Small
Semantic Units wiedergegeben. Sowohl spezifizierte (nationale)
Dokumente (z.B. Einweisung, Rezept, DMP-Bögen) als die in diesen
Dokumenten zu Grunde liegenden Bausteine (SSUs) werden im Rahmen
dieser Arbeitsgemeinschaft SCIPHOX GbR mbH formal abgestimmt und veröffentlicht.
Sie werden entworfen in enger Anlehnung an die zu erwartenden
Informationsblöcke innerhalb des Release 2. Die Entwicklungen der
SCIPHOX Gruppe fließen zurück in die internationale CDA
Standardentwicklung.
Die EHR-Architekturparadigmen gehen
über die CDA-Spezifikationen hinaus. Sie basieren auf einer
modellgetriebenen Architektur von komponentenorientierten Systemen.
Die Komponenten beschreiben statische und dynamische Konzepte, die
domänenbezogen durch Constraint Models beschrieben werden. Für die
Modellierung werden Metasprachen eingesetzt. CDA-Komponenten
beschreiben einige der erforderlichen Konzepte. Zur Sicherung der
Interoperabilität sind Referenzmodelle und abgestimmte Vokabularien
zu definieren, wobei auf das HL7 RIM und Vocabulary zurückgegriffen
wird. Der Unterschied zwischen CDA-Komponenten und
Architekturkomponenten liegt in der Operationalität der letzteren
im Vergleich zum statischen Charakter der CDA. Gemeinsame
Referenzen, gemeinsame Basiskonzepte und - zumindest teilweise
gemeinsame Methodologien und Tools - sichern aber die Kohärenz die
verschiedenen Ansätze. |